Junge Menschen haben ein Recht auf eine sorgenfreie Jugendphase

Fachtag der LAG Jugendsozialarbeit NRW zum Thema Jugendarmut zeigt Lücken auf

Die LAG Jugendsozialarbeit hat mit ihrer Fachtagung „Abgehängt & ausgegrenzt: Selber schuld?!“ zum Thema Jugendarmut Fachkräfte, Verwaltung, Politik und junge Menschen als Expert*innen in eigener Sache zusammengebracht und darüber diskutiert, was junge Menschen brauchen, um gar nicht erst in die Armutsspirale zu gelangen und was sich ändern muss, damit Jugendliche besser unterstützt werden.

Trotz Bahnstreik haben es mehr als 80 Teilnehmende in die Zinkfabrik Oberhausen geschafft und es wurde schnell klar: es ist noch viel zu tun, um junge Menschen mit ihren Bedürfnissen ernster zu nehmen und bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, die ein Aufwachsen und Verbleiben in Armut verhindern. Nicht immer sind es die großen Umbrüche, die helfen könnten, es gibt viele kleine Stellschrauben, die sich bewegen ließen. Moderatorin Rebecca Link hat den jungen Menschen auf dem Podium die Frage gestellt, was sie zu einem guten Leben brauchen würden. „Wir wünschen uns Hilfe, wenn wir sie brauchen, aber möchten eigene Entscheidungen treffen„, so die klare Antwort. „Zu einem guten Leben gehört auch genug Geld, um zu leben, nicht nur zum Überleben, ein guter Schulabschluss und eine Arbeit, die Spaß macht„. Die jungen Menschen, die von Grünbau Dortmund und Don Bosco Köln nach Oberhausen gekommen waren, um von sich zu erzählen, haben auch klare Forderungen formuliert: Sie wünschen sich weniger Papierkram, eine bessere Vernetzung von Angeboten der Träger und ein neues Schulfach „Lebenspraxis“.

Hintergrund – Warum dieser Fachtag?

Fast jede*r 18- bis 25-jährige gilt als armutsgefährdet. Für die betroffenen Jugendliche bedeutet Armut in den meisten Fällen fehlende Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und prägt nicht selten auch ihr Erwachsenenleben. Viele der jungen Menschen würden sich selber nicht als arm bezeichnen, auch weil das Thema Armut tabuisiert ist.

Gleichzeitig hat sich in der öffentlichen Wahrnehmung auch kein Bewusstsein für das Thema entwickelt. Jugendliche als Gruppe haben oft ein schlechtes Image Jugendliche und werden häufig, insbesondere in Berichterstattungen, auf Eigenschaften oder Rollen reduziert: Sie – die Generation Z-  sind faul, nicht motiviert, nicht belastbar oder fordernd oder sie werden auf bestimmte „Funktionen“ reduziert – sie sind Schüler*innen oder Auszubildende und zukünftige Fachkräfte. Jugend wird oft als bloße Karrierevorbereitung missinterpretiert. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass Jugendliche es umso schwerer haben, wenn Sie mit besonderes schwierigen Startchancen ins Erwachsenenleben starten. Die LAG JSA NRW hat hier angeknüpft und ist gemeinsam mit Akteuren aus NRW in den Austausch gegangen.

Fotos: Hendrik Müller Fotokunst