Pädagogik trifft Politik: Aktionsgemeinschaft Junge Flüchtlinge in NRW feierte ihr 25-jähriges Jubiläum

„Komm, wir reißen Zäune ein!“ Das ist der Leitspruch der Aktionsgemeinschaft Junge Flüchtlinge in NRW, die sich seit 1991 landesweit für die Rechte von geflüchteten Kindern und Jugendlichen starkmacht. Anlässlich der heutigen Jubiläumsveranstaltung in Hamm bedankte sich Christina Kampmann, NRW-Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, für diesen Einsatz. „Wenn wir auf die letzten 25 Jahre zurückblicken, wird deutlich, wie viel sie mit ihrem Engagement erreicht haben. Ihnen ist es zu verdanken, dass sich die gesellschaftliche Grundhaltung zu den Themen Flucht und Asyl ganz nachhaltig gewandelt hat“, so Kampmann. Die heutige Willkommenskultur mit dem beispiellosen Engagement der Menschen im Land sei Ausdruck davon, dass die Gesellschaft die Verantwortung für den Schutz von Flüchtlingen erkannt habe und dieser gerecht werden wolle.

„Die Arbeit der Aktionsgemeinschaft ist heute so aktuell wie selten zuvor“, sagte ihr Sprecher Reiner Mathes. In Nordrhein-Westfalen sei ohne Zweifel im vergangenen Jahr Großes geleistet worden. So wurden zum Beispiel rund 13.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kurzfristig aufgenommen und versorgt. Dennoch betrachtet die Aktionsgemeinschaft manche Entwicklungen mit Sorge. Gegenwärtig seien unter den Geflüchteten über 70.000 Schulpflichtige. „Gerade in den Großstädten reichen aber die Platz- und Personalkapazitäten in den Schulen nicht aus“, so Mathes. Das führe dazu, dass viele geflüchtete Kinder und Jugendliche monatelang auf einen Schulplatz warten müssten.

„Alle Kinder und Jugendlichen brauchen die gleichen Chancen – unabhängig davon, ob sie offiziell eine ´gute´ oder eine ´geringe´ Bleibeperspektive haben“, betonte Mathes. Darüber hinaus macht sich Aktionsgemeinschaft unter anderem für eine großzügige Bleiberechtsregelung für Flüchtlingskinder stark, die bereits lange Zeit mit ihren Familien als Geduldete in Deutschland leben.

Zur Aktionsgemeinschaft Junge Flüchtlinge in NRW gehören derzeit neun Organisationen, die sich auf Landesebene mit Geflüchteten und ihren Rechten beschäftigen. Sie arbeitet an der Schnittstelle von Politik und Pädagogik und ruft jährlich zur Mitnahme von Flüchtlingskindern in Ferienfreizeiten auf. Außerdem veröffentlicht die Aktionsgemeinschaft immer zum Weltkindertag (20. September) einen Appell an die aktuelle Politik.

Der „Vater“ der Aktionsgemeinschaft war Georg Bienemann von der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Nordrhein-Westfalen. Er erfuhr Anfang der 1990-er Jahre von Flüchtlingen, die in menschenunwürdigen Zuständen in Turnhallen oder engen Wohncontainern leben mussten. Bienemann suchte Mitstreiter, um die Lage der Flüchtlingskinder zu verbessern – und wurde bei Organisationen wie dem Deutschen Kinderschutzbund oder dem Flüchtlingssozialdienst der Caritasverbände in NRW fündig. Im Herbst 1991 startete die erste landesweite Kampagne der damals sechs Organisationen mit dem Titel „Komm, wir reißen Zäune ein!“

Weitere Informationen zur Aktionsgemeinschaft Junge Flüchtlinge in NRW finden Sie >hier.